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Gerd Lohmer

* 11. September 1909 in Köln
†   6. September 1981 in Köln

Im Oktober 1963 erhielt Gerd Lohmer den Großen Kunstpreis für Architektur des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kölns Stadtbild in herausragender Weise prägte: der Brückenarchitekt Gerd Lohmer, damals 54 Jahre alt; hatte die Deutzer, die Severins- und die Zoobrücke gestaltet. Die beiden erstgenannten Rheinübergänge waren damals bereits zu bewundern,die Zoobrücke wurde gerade gebaut.  Gerd Lohmer

Vor allem Lohmer ist es zu danken, dass die Kölner Brücken in aller Welt als beispielhaft gerühmt wurden, einerseits als großartige Werke der Ingenieure, andererseits aber auch als Kunstwerke. Lohmer sah sie, wie er es einmal ausdrückte, als "begehbare Plastiken".

Sein persönliches Schicksal hatte es gefügt, dass Gerd Lohmer zum Brückenarchitekten geworden war. In jungen Jahren arbeitete er, der aus einer alten Kölner Arztfamilie stammte, als Bildhauer, bis ihn eine schwere Krankheit niederwarf. Nach einer Operation war er zwei Jahre lang ans Bett gefesselt. Während dieser Zeit befasste er sich geistig intensiv mit Brückengestaltung, bis hin zu Visionen.

Nachdem Lohmer einigermaßen genesen war, studierte er Architektur in Aachen, München und Stuttgart, wo er Schüler des dem Bauhaus-Gedanken anhängenden Professor Paul Bonatz war. Sechs Jahre lang arbeitete er dann als Assistent von Bonatz, in dessen Auftrag er schließlich sein erstes Kölner Werk vollbrachte. Er zeichnete Ende der dreißiger Jahre den Entwurf für Deutschlands erste "klassische" Autobahnbrücke, die bei Rodenkirchen entstehen sollte. Bei dieser Arbeit bekam er Kontakt mit dem Brückenbau-Ingenieur Dr. Fritz Leonhardt. Man darf unterstellen, dass sich bereits damals ein besonderes Verständnis dieser beiden Männer für ihre jeweiligen Auffassungen von Brückenbaukunst zeigte. Leonhardt hat später maßgeblich mitgewirkt, die Lohmerschen Ideen für die Form der Kölner Rheinbrücken in technische Konstruktionen umzusetzen.

Lohmers letzte Arbeit in Köln galt sozusagen der Vollendung seiner ersten Aufgabe hier, nämlich der Rodenkirchener Autobahnbrücke. Als Ende der sechziger Jahre erwogen wurde, sie zu verbreitern, machte er den Vorschlag, neben der bestehenden eine zweite, gleiche Brücke zu errichten. Begutachten konnte er die fertig gestellte doppelte Autobahnbrücke allerdings nicht mehr; die Arbeiten zur Verdoppelung waren erst 1990 begonnen worden und wurden 1994 vollendet. Gerd Lohmer war im September 1981 im Alter von 72 Jahren gestorben.

Lohmers Werke sind in aller Welt zu bewundern. Neben vielen Rhein-, Mosel- und Weser- Übergängen schuf er die kilometerlange Hochbrücke über den Fehmarnsund im Verlauf der Vogelfluglinie sowie die Brücken über den Bosporus und über den Tejo bei Lissabon.

Der Umstand, dass Lohmer Deutschlands einziger und inzwischen berühmter Architekt war, der ausschließlich Brücken entwarf, führte zu einer Kuriosität beim Wettbewerb um die Gestaltung der Zoobrücke. Es stellte sich nämlich heraus, dass er an neun der sechzehn eingereichten Entwürfe beteiligt war. Die Firmen, die sich um diesen Auftrag bewarben, hatten sich seiner Kunst versichert. Als Rekord darf gelten, dass die ersten drei der anonym vom Preisgericht gekrönten Vorschläge von Lohmer stammten

Quelle: Gelebtes Köln von Horst Schubert, Ausgabe 1 / 97

Zoobrücke / © k-poll.de  Deutzer Brücke / © k-poll.de  Severinsbrücke / © k-poll.de

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