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Stolpesteine in Köln-Poll am Rhein

Bückt euch und lest!
Vor Häusern deportierter Juden verlegt der Künstler Gunter Demming kleine Messingplatten.
Als Stolpersteine sollen sie die Erinnerung an die Nazigräuel wachhalten.

Das Projekt Stolpersteine kann man als das Größte dezentrale Denkmal der Welt bezeichnen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig startet 1995 sein ganz persönlich Projekt, welches den Opfern des Nationalsozialismus gewidmet ist. Dazu lässt er kleine gravierte Messingplatten, in den Gehweg vor Häusern ein, aus denen Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, politisch Verfolgte und Behinderte deportiert wurden. Etwa 17.500 solcher Stolpersteine hat er bislang in sechs europäischen Ländern gesetzt. Das Projekt ist nicht unumstritten: "Manche befürchten eine Inflation des Erinnerns". Und in München wurden Steine wieder entfernt.

Hier findenden sie die in Köln-Poll installierten Solpersteine.

Siegburger Str. 300
• Jean Mattlener, 1945 Deportiert ins KZ Sachsenhausen als politisch Verfolgter, + 01. April 1945

Siegburger Str. 373
• Hermann Berliner, Geb. 1873 in Bornheim bei Bonn Deportiert 16.6.1942 nach Theresienstadt. Für tot erklärt
Hermann Berliner wohnte offenbar bis 1939/40 an dieser Adresse. Deportiert wurde er vom Lager Müngersdorf aus
• Henriette Berliner geb. Stock Geb. 1896 in Rolshoven bei Köln Deportiert 16.6.1942 nach Theresienstadt, später Auschwitz Für tot erklärt

Siegburger Str. 378
• Julius Scheye, * 1896 in Vallenda Deportiert 1941 nach Lodz. Für tot erklärt • Ehefrau Selma Scheye geb. Marx Geb. * 1896 in Köln, Deportiert am 30.10.1941 nach Lodz. Für tot erklärt
Kinder
• Kurt Scheye, * 1927 in Köln, deportiert 1941 nach Lodz für tot erklärt
• Hilde Scheye, * 1928 in Köln, Deportiert 1941 nach Lodz Für tot erklärt
• Ruth Eva Scheye, * 1935 in Köln, Deportiert 1941 nach Lodz Für tot erklärt

Mutter von Selma Schreye:
• Johanna Marx geb. Israel * 1860 in Alfter, Deportiert 16.6.1942 nach Theresienstadt, gestorben am 4.2.1943 Für tot erklärt

Nur für Selma Scheye gibt es ein genaue Datum der Deportation, vermutlich wurden aber auch die anderen Familienmitglieder in diesem Transport verschleppt. Die Familie Scheye hat laut Adressbuch 1933 nicht mehr in der Siegburger Straße gewohnt, sie wurde 1941 von Köln, Maastrichter Str. 43 aus deportiert. Johanna Marx, die schon 1931 verwitwet war, wurde vom Haus Horst-Wessel-Platz 14 aus deportiert.
Es gibt Informationen, nach denen wurde Ruth Eva Scheye, Selma Scheye und Kurt Scheye im Mai 1942 vom Ghetto Litzmannstadt in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert und dort ermordet

Poller Kirchweg 60/68
• Jetta Abraham, geb. Kahn * 1907, Interniert 1942, Fort V Müngersdorf, Deportiert 1942 nach Minsk, Ermordet 24. Juli 1942
• Leo Abraham, * 1906, Interniert 1942, Fort V Müngersdorf, Deportiert 1942 nach Minsk, Ermordet 24. Juli 1942
• Ruth Abraham, * 1937, Interniert 1942, Fort V Müngersdorf, Deportiert 1942 nach Minsk,Ermordet 24. Juli 1942

Salmstr. 79
• Albert Bier * 1882, Interniert 1942, Lager Niederbardenberg, Deportiert 1942 nach Minsk, Ermordet 24. Juli 1942
• Selma Bier, geb. Zivey, * 1883, Interniert 1942, Lager Niederbardenberg, Deportiert 1942 nach Minsk, Ermordet 24. Juli 1942

Salmstr. 91
• Hilde Marx geb. Kahn, * 1888, verschleppt 1942 nach Litzmannstadt (Lodz), Ermordet 23.06.1942
• Ilse Marx, * 1888, verschleppt 1942 nach Litzmannstadt (Lodz), Ermordet 23.06.1942
• Adolf Marx, * 1888, verschleppt 1942 nach Litzmannstadt (Lodz), Ermordet 23.06.1942

1928 gründeten vier Aktivisten in Köln "Die Blauen Blusen": der Volksschullehrer Jean Mattlener und seine Frau Hanne, Gertrud Linnig und der Arbeiter Hermann Heymann. Derartiges Agitprop-Theater trug zu Wahlerfolgen der KPD bei. Ein "Lied der Hakenkreuzler" greift den Antisemitismus der Nazis an, ein anderes verweist auf den drohenden Krieg.

Das ist euch eingedrillt
Und wer nicht gutgewillt
Wird abgekillt und wir marschieren drüber weg
In den frisch-fromm-fröhlichen nächsten Krieg
Und wir sorgen, dass ihr allesamt dabei seid.

Im KZ Sachsenhausen ermordet: Jean Mattlener
Die 1928 von Jean und Hanna Mattlener, Gertrud Linnig und Hermann Heymann gegründete Kölner Agitproptruppe "Blaue Blusen" wurde als "bedeutendste im Rheinland" gewürdigt. Zum Ensemble gehörten Arbeiter und Angestellte, Künstler und Arbeitslose - Laiendarsteller, die sich der kommunistischen Idee verschrieben hatten. Schon am Ende der Weimarer Republik erfuhren sie Spielverbote, wurden ihre Requisiten, Kostüme und Texte beschlagnahmt. Am Tag nach dem letzten Auftritt der Gruppe Anfang März 1933 verhaftete die Gestapo Jean Mattlener. Er wurde am 1. April 1945 im KZ Sachsenhausen ermordet.

    kirche-koeln.de

Siegburger Straße
Julius Scheye Selma Scheye Kurt Scheye Hilde Scheye Ruth Eva Scheye
Johanna Marx Jean Mattler Hermann Berliner Henriette Berliner
Salmstraße
 Hilde Marx  Ilse Marx  Adolf Marx



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Das Projekt Stolpersteine
Stolpersteine als Kunstprojekt
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KZ Theresienstadt
KZ Sachsenhausen

Eine Treibende Kraft im Hintergrund war Erika Baum. Danke dafür.
. Quelle: Kulturamt NS/Dokumentationsyentrum 17.12.2003 & Willi Muyrers / Foto: © Albert Ackermann

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